PFAS-Verbot: Gefahr für die Energiewende? | Plusminus SWR
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 Published On Apr 19, 2024

PFAS stehen im Verdacht, Krebs zu erregen. Die Chemikalien stecken aber auch in Solarmodulen oder Windkraftanlagen. Was bedeutet das Verbot für die Energiewende?

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Dieses Video ist eine Auskopplung aus der vom SWR verantworteten ARD-Plusminus-Sendung vom 17.04.2024. Die ganze Sendung gibt es in der ARD-Mediathek unter: http://x.swr.de/s/plusminusardmediathek

Übrigens: Da Plusminus eine öffentlich-rechtliche Produktion ist, könnt ihr dieses Video kostenlos im WLAN herunterladen und unterwegs offline schauen!

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Sie stecken in Outdoorbekleidung, Pfannen, Dichtungen oder Kabel – per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, kurz PFAS. PFAS haben einzigartige Eigenschaften: Sie sind extrem hitze- und druckbeständig, fett- und wasserabweisend und äußerst langlebig.

WARUM PFAS VERBOTEN WERDEN SOLLEN
Genau darin aber liegt das Problem: PFAS sammeln sich in Böden und Gewässern an, aber auch im Menschen oder Tieren. Sie stehen im Verdacht, Krebs zu verursachen. Deshalb plant die EU, PFAS pauschal zu verbieten. Ein solch umfassendes Verbot von chemischen Stoffen gab es noch nie. Für die vielen Anwendungsgebiete soll es Übergangsfristen geben, abhängig davon, ob es Alternativen gibt – bis max. 13,5 Jahren.

WER GEGEN DAS VERBOT IST
Die Industrie warnt bereits jetzt vor den Auswirkungen: Das Verbot könnte ausgerechnet die Energiewende gefährden, denn die Chemikalie steckt auch in Windkraftanlagen oder Solarmodulen.

Wolfgang Weber, Vorsitzender der Geschäftsführung des ZVEI e.V. sagt: “Die Energiewende würde tatsächlich bei einem sofortigen, pauschalen Verbot komplett zum Erliegen kommen. Es gäbe keine Windräder, es gäbe keine PV-Anlagen. Wir könnten nicht mal welche importieren. Und damit würden alle Ziele, die wir uns als Gesellschaft gemacht haben, auf europäischer Ebene, auf nationaler Ebene, komplett verfehlt werden.” Die Befürchtung: so schnell werde man keine Alternativen für PFAS finden.

PFAS IST ÜBERALL
Am Helmholtz-Zentrum Hereon in der Nähe von Hamburg wird daran geforscht, welche Auswirkungen der breite Einsatz von PFAS auf die Umwelt hat. Naturwissenschaftler Prof. Ralf Ebinghaus konnte sie in den entlegensten Orten der Welt nachweisen – im arktischen Eis, in den Schneekernen der Alpen, im Hochland in Tibet. Und auch im menschlichen Blut findet man die Ewigkeitschemikalien in immer höheren Konzentrationen.

Prof. Dr. Ralf Ebinghaus vom Institut für Umweltchemie des Küstenraumes im Helmholtz-Zentrum Hereon erklärt: “Wir werden sie nicht mehr los von alleine. Sie reichern sich in der Leber an und in der Niere, und dort, insbesondere in der Leber, können sie mit gewissen Stoffwechselvorgängen interagieren. Das heißt der Glukose-Stoffwechsel, aber auch der Cholesterin-Stoffwechsel kann beeinträchtigt werden mit entsprechenden Krankheiten, die dahinter dann folgen.”

EIN PFAS-VERBOT UNERLÄSSLICH?
Nur einzelne spezifische PFAS-Stoffe zu verbieten oder ihren Einsatz besser zu kontrollieren – wie es die Industrie vorschlägt – hält der Umweltchemiker für unzureichend. Denn je länger PFAS genutzt werden, desto höher wird ihre Konzentration. Mit drastischen Konsequenzen für die Gesundheit.

DIE SUCHE NACH ALTERNATIVEN
Die Bedenken, dass das für andere Erzeuger erneuerbarer Energien nicht möglich sein soll, halten Experten wie Prof. Ebinghaus für übertrieben. Die Suche nach PFAS-Alternativen werde zwar schwierig. Aber nur ohne PFAS wären Windräder und Co. wirklich "grün":

“Man kann nicht sagen: wenn ihr Klimaschutz wollt, müsst ihr gesundheitliche und Umweltschäden in Kauf nehmen. Hier denke ich, dass beide Ziele, der Klimaschutz und der Schutz von Umwelt und Gesundheit als gleichwertig zu betrachten sind und nicht gegeneinander ausgespielt werden können."

Die geplante Regulierung könnte sogar eine Chance und einen Wettbewerbsvorteil für die europäische Industrie bieten – wenn die zeitnah handelt und Alternativen entwickelt – statt ihre Energie in das Verhindern des PFAS-Verbots zu stecken.

Filmautorin: Janika Müller
Bildquelle:  dpa picture-alliance/Marcus Brandt

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